Welt-Alzheimertag 2024: Gemeinsam. Mutig. Leben.
Heute, am 21. September, ist Welt-Alzheimertag. Alzheimer ist die häufigste Form von Demenz und wir wollen an diesem Tag das Bewusstsein für Demenz schärfen.
Passend zum diesjährigen Motto „Demenz – Gemeinsam. Mutig. Leben.“ haben wir von der Kaiserswerther Diakonie zwei unserer Expert:innen auf diesem Gebiet interviewt: Elke Helfen vom Café Isolde, Leiterin unserer Betreuungsgruppe für Menschen mit Demenz, und Dirk Dudek, Demenzbeauftragter im Florence-Nightingale-Krankenhaus. Wir haben ihnen fünf wichtige Fragen gestellt – darüber, wie man die Anzeichen von Demenz erkennt und wie man Menschen mit Demenz respektvoll und einfühlsam begegnet:
Auf welche ersten Anzeichen einer Demenz sollten Angehörige achten?
Dirk Dudek: Eine Demenz ist ein schleichender Prozess. Zu Beginn können Menschen mit Demenz schnell kraftlos und müde, gereizt oder depressiv verstimmt sein. Nicht selten leiden sie auch unter Schlafstörungen. Es fällt ihnen zunehmend schwer, kurz zurückliegende Ereignisse zu behalten oder ihren Alltag in gewohnter Weise zu bewältigen.
Elke Helfen: Auch das Zurechtfinden in ungewohnter Umgebung wird immer schwieriger. Sie verlieren häufig das Interesse an Hobbys und ziehen sich sozial zurück. Situationen und Gefahren werden oft falsch eingeschätzt. Häufig bemerken Angehörige diese ersten Anzeichen gar nicht, da die Betroffenen Strategien entwickeln, damit ihre Umwelt die Defizite nicht wahrnimmt.
Was sollte man unbedingt wissen, wenn man jemanden mit Demenz betreut?
Elke Helfen: Das Wichtigste bei der Betreuung von Menschen mit Demenz ist, ihnen mit Wertschätzung, Respekt und auf Augenhöhe zu begegnen. Routinen, Rituale und strukturierte Tagesabläufe sollten gewährleistet sein, um Verwirrung, Unsicherheit und Ängste durch unerwartete Veränderungen zu vermeiden. Stellen Sie Anforderungen an die Betroffenen, die sie erfolgreich bewältigen können. Das stärkt ihr Selbstgefühl.
Dirk Dudek: Logisches Argumentieren ist im Umgang mit Menschen mit Demenz nicht zielführend und führt zu gegenseitigem Unmut. Kommen Sie den Betroffenen entgegen, lassen Sie sich auf ihre Realität und Gefühlswelt ein. Bleiben Sie ruhig und geduldig, vermeiden Sie Ärger und Stress. Sprechen Sie möglichst in kurzen, einfachen Sätzen. Stellen Sie keine Warum-Fragen und offene Fragen, da das abstrakte Denkvermögen nachlässt und entsprechende Fragen nicht mehr beantwortet werden können.
Wie sollte man reagieren, wenn ein Demenzerkrankter sich an etwas nicht erinnern kann?
Dirk Dudek: Reagieren Sie mit Empathie und Verständnis für die Situation.
Elke Helfen: Korrigieren Sie nicht, machen Sie keine Vorwürfe.
Wie kann man Menschen mit Demenz im Alltag eine Freude machen?
Dirk Dudek: Sie können Menschen mit Demenz Freude bereiten, indem Sie ihnen mit Respekt und Wertschätzung begegnen und sie aktiv am Leben teilhaben lassen. Bieten Sie z.B. individuelle Beschäftigungen und Aktivitäten an, wie gemeinsames Singen, Kochen etc.
Elke Helfen: Es ist ein ständiges Ausprobieren, wie man den Menschen mit Demenz erreichen kann. Die Biografie zu kennen, ist ein wesentlicher Aspekt. Die Erinnerungen aus der Vergangenheit/Kindheit bleiben recht lange erhalten. Hier liegt oft der Schlüssel, um die Menschen zu erreichen und ihnen Freude zu bereiten.
Was sind häufige Fehler im Umgang mit Demenzerkrankten, die man vermeiden sollte?
Elke Helfen: Man sollte alles vermeiden, was negative Gefühle auslösen könnte, wie zum Beispiel Kritik. Gerade Angehörigen fällt es schwer, sich plötzlich auf ein anderes Verhalten einstellen zu müssen. Man kennt die Person ja eigentlich anders, dieser schleichende Abschied, die Veränderung der Persönlichkeit, das alles ist für Angehörige schwer zu verarbeiten.
Dirk Dudek: Man kann Betroffene mit zu vielen Informationen überfordern. Mangelnde Geduld und Zeitdruck können Desorientierung und Verwirrung verstärken. Weitere Fehler, die es zu vermeiden gilt, sind die Nichtbeachtung der persönlichen Bedürfnisse des Menschen mit Demenz sowie mangelndes Einfühlungsvermögen und zu wenig Empathie.
Wir bedanken uns an dieser Stelle ganz herzlich bei Elke Helfen und Dirk Dudek für die wertvollen Einblicke in den Umgang mit Menschen mit Demenz - und natürlich für ihre großartige Arbeit, mit der sie täglich so vielen Menschen helfen und ihr Leben bereichern.